OUTPLACEMENT-BERATUNG: DIE 4 GRÖSSTEN IRRTÜMER IM FAKTENCHECK

Outplacement ist für viele immer noch ein Buch mit sieben Siegeln, über das so manche unrichtige oder halbwahre Darstellungen kursieren. Hier werden einige gängige Irrtümer unter die Lupe genommen.

Irrtum 1: Outplacement-Beratung soll dem Arbeitgeber helfen, Mitarbeiter möglichst schnell aus dem Unternehmen zu katapultieren.

Faktencheck: Das stimmt definitiv nicht! Ziel jedes seriösen Outplacement-Beraters ist es, die berufliche Neuorientierung des ausscheidenden Mitarbeiters in bestmöglicher Weise zu begleiten. Es geht nicht um das schnelle Ausscheiden, sondern um den optimalen Neustart. Dazu gehört auch ausreichend Zeit für die Jobsuche, so dass der Berater gelegentlich sogar beim Auftraggeber für eine Verlängerung der vertraglichen Restlaufzeit plädiert.

Irrtum 2: Die unbefristete Einzelberatung im Outplacement oder „Executive Placement“ wurden vom Beratungsunternehmen X gerade eben erst ganz neu erfunden.

Faktencheck: Die Individualberatung von Führungskräften und deren unbefristete Dauer sind keineswegs neu. Ihr tatsächlicher Erfinder in Deutschland war Dr. Fritz Stoebe, der sein Konzept bereits Ende der 1970er Jahre entwickelte. Seitdem existiert diese Dienstleistung. Spätere Anbieter nutzten amerikanische Lizenzen. Die Beratung wurde bis Anfang der 90er Jahre ausschließlich individuell angeboten, richtete sich an Führungskräfte der höheren Ebenen und dauerte unbefristet so lange, bis der Kandidat eine neue Stelle gefunden hatte – bei Kündigung während der Probezeit sogar noch länger.

Irrtum 3: Die klassische Outplacement-Beratung ist ein Gruppenformat.

Faktencheck: Bei der klassischen Outplacement-Beratung, so wie sie von Dr. Stoebe und später von anderen praktiziert wurde, handelte es sich zunächst ausschließlich um Einzelberatung für Führungskräfte. Gruppenformate kamen erst rund zehn Jahre später auf den Markt. Sie wurden damals von eigens darauf spezialisierten Gesellschaften angeboten und gar nicht als Outplacement bezeichnet.

Irrtum 4: Jobhunting ist das effektivste Outplacement.

Faktencheck: Outplacement-Beratung, so wie der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU sie in seinen „Grundsätzen der Outplacement-Beratung“ beschreibt, umfasst einen „systematischen Prozess […], beginnend bei der Ursachen- und Situationsanalyse bin hin zum Projektabschluss“. In diesem Prozess bildet das Jobhunting lediglich einen Bestandteil der Marktbearbeitung, eine Zusatzleistung, die auf einer intensiven Beratung des Kandidaten basiert. Jobhunting als reines Matching ausgeschriebener Stellen, ohne Beratung des Bewerbers, ohne berufliche Zielklärung, ohne Erarbeitung einer Bewerbungsstrategie, ohne Optimierung der Bewerbungsunterlagen und ohne Vorstellungstraining, ist keine Outplacement-Beratung in dem Sinne, wie der BDU und auch die Fachliteratur sie definieren.

Mehr zur Geschichte und Praxis der Outplacement-Beratung finden Interessierte im Buch „OUTPLACEMENTintern: 40 Jahre Outplacement-Beratung in Deutschland“.

Dr. Cornelia Riechers arbeitet seit 1991 als Outplacement- und Karriereberaterin. In die Lehre ging sie bei Dr. Fritz Stoebe, dem Nestor der Outplacement-Beratung in Deutschland, und entwickelte dessen Konzept weiter. Auf ihrer Website Karriere-mit-Vision.de bietet sie Beratung für Unternehmen und für Privatpersonen an. Aus ihrer langjährigen Erfahrung entstanden mehrere Bücher, unter anderem der paradoxe Bewerbungsratgeber „So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos“. Darüber hinaus machte Cornelia Riechers sich durch zahlreiche Presseveröffentlichungen zum Thema Outplacement einen Namen. Seit 2011 ist sie in unserer Redaktion für OUTPLACEMENTintern verantwortlich.