Outplacement von innen – ein besonderer Erfahrungsbericht

Unter dem Titel „Inside Outplacement“ schildert Gerald Parkhouse sehr persönlich seine Erfahrungen mit einer Outplacement-Beratung und lässt dabei auch seine Gefühle nicht aus. Obwohl der Beitrag bereits 1988 in den USA erschien, sind die von ihm beschriebenen Höhen und Tiefen auch heute noch typisch für das Erleben von Outplacement-Klienten.

Drei Monate brauchte Parkhouse, um den Schock zu verarbeiten, als ihm nach 32-jähriger Betriebszugehörigkeit im Alter von 54 Jahren sein Job als Geschäftsführer in einem multinationalen Ölkonzern gekündigt wurde. Zwar bemühte er sich, positiv in die Zukunft zu blicken, aber sein Optimismus wurde immer wieder gedämpft – beispielsweise durch die Worte eines Headhunters: „Bist du über 50, vergiss es.“ (S. 9)

Zum Glück gehörte zu Parkhouse‘ Trennungspaket auch eine Outplacement-Beratung. Die ersten Gespräche dort verliefen gut. Dennoch fühlte Parkhouse sich seltsam, so als sei er in seiner Bedeutung geschrumpft. „Alles erschien mir peinlich. Ich kam mir vor wie jemand, der das erste Mal zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker geht.“ (S. 10)

Das begann sich erst zu ändern, als Parkhouse mithilfe der Berater an seinen Bewerbungsunterlagen arbeitete. Da der Ölkonzern sein erster und bisher einziger Arbeitgeber gewesen war, besaß der Ex-Geschäftsführer nicht einmal einen schriftlichen Lebenslauf und hatte sich seit über 30 Jahren nie auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten müssen. Nun analysierte er seine Leistungen und Erfolge der letzten Jahre, diskutierte die Ergebnisse mit seinen Beratern und war am Ende sehr stolz auf sein Resümee. Im folgenden Vorstellungstraining übte Parkhouse, klar und präzise zu antworten und sein Know-how pointiert an den Mann zu bringen.

Aber etwas fehlte ihm noch. Vergeblich wartete Parkhouse auf Jobangebote von Seiten der Berater. Die fragten ihn stattdessen nach SEINEN Kontakten. Er habe keine, beeilte er sich zu versichern. Aber in der gemeinsamen Arbeit ließ sich dann doch eine lange Liste von Kontaktpersonen zusammenstellen. Trotzdem hoffte Parkhouse immer noch, dass die Berater für ihn tätig werden und ihm eine neue Stelle offerieren würden. Als er dann erfuhr, dass er selbst (und nicht das Beratungsunternehmen) die Adressaten auf seiner Liste anschreiben sollte, traf ihn das wie ein Schlag.

Und dann wurde ihm endlich klar: „Letztlich ging es bei allem um MEINE Suche und um MEINE Bewerbungskampagne.“ (S. 14) Also bereitete er seine Netzwerk- und Bewerbungsbriefe vor und schickte sie ab. Er blieb jedoch skeptisch und sorgte sich, dass alles nichts nützen und dass er den Rest seines Lebens ohne eine sinnvolle Aufgabe würde verbringen müssen. Zwei Monate nach seiner Entlassung erreichte er seinen seelischen Tiefpunkt.

Dann kamen die ersten positiven Reaktionen auf seine Briefe, und Parkhouse‘ Selbstvertrauen stieg. Am Ende wechselte er in ein neues Berufsfeld und wurde Professor für International Business am Elmira College im US-Bundesstaat New York. Dort lehrte er bis zu seiner Pensionierung.

Rückblickend betrachtet Parkhouse die Outplacement-Beratung differenziert: Von seinen Beratern hat er viel übers Bewerben gelernt, aber alles hätte wieder zu einem Managementposten in der freien Wirtschaft geführt. Demgegenüber fragt er sich, ob er allein und ohne die Beratung tatsächlich den Mut gefunden hätte, einen so vollkommen neuen und anderen Karriereweg einzuschlagen. Sein Fazit: „Outplacement-Berater können Lebenslauf-Texter, Interview-Trainer und Psychotherapeuten sein. Manchmal werden sie aber auch ungewollt zu Vorbereitern für einen völlig neuen Berufsweg.“ (S. 18)

Die deutsche Fassung des Original-Berichts, übersetzt von Cornelia Riechers, findet sich hier.

Dr. Cornelia Riechers arbeitet seit 1991 als Outplacement- und Karriereberaterin. In die Lehre ging sie bei Dr. Fritz Stoebe, dem Nestor der Outplacement-Beratung in Deutschland, und entwickelte dessen Konzept weiter. Auf ihrer Website Karriere-mit-Vision.de bietet sie Beratung für Unternehmen und für Privatpersonen an. Aus ihrer langjährigen Erfahrung entstanden mehrere Bücher, unter anderem der paradoxe Bewerbungsratgeber „So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos“. Darüber hinaus machte Cornelia Riechers sich durch zahlreiche Presseveröffentlichungen zum Thema Outplacement einen Namen. Seit 2011 ist sie in unserer Redaktion für OUTPLACEMENTintern verantwortlich. Auf dieser Kolumne basiert ihr Buch „OUTPLACEMENTintern: 40 Jahre Outplacement-Beratung in Deutschland“, das sich seit 2021 im Handel befindet.