Outplacement in der Wissenschaft – Trennungsgespräch als Kernpunkt der Trennungskultur

Mit dem Thema „Trennungsgespräche“ befasste sich Michael Gallinger im Fach Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Seine im Herbst 2020 angefertigte Bachelorarbeit trägt den Titel „Die Optimierung von Trennungsprozessen und Handlungsempfehlungen während eines Outplacement-Prozesses aus Unternehmenssicht mit dem Schwerpunkt Trennungsgespräche“. Hier werden Grundsatzprobleme von Trennungsgesprächen thematisiert und mögliche Lösungswege beleuchtet.

Einleitend stellt Gallinger fest, dass die Fachliteratur zum Personalmanagement sich nur in sehr geringem Maße mit dem Thema Personalabbau befasst. Auf neun Beiträge über Personalbeschaffung kommt lediglich einer über Personalabbau.

Im theoretischen Teil seiner Arbeit zeichnet Gallinger ein Bild der heute in deutschen Unternehmen vorhandenen Trennungskultur und stellt dabei erhebliche Defizite fest.

Besonders interessant ist jedoch der zweite Teil, in dem Gallinger eine Online-Befragung von Outplacement-Beratern auswertet. 32 Personen haben die Fragen beantwortet, davon 24 bis zum Schluss. Unter ihnen waren Outplacement-Berater aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Knapp die Hälfte von ihnen verfügte über mehr als zehn Jahre Erfahrung in ihrem Beruf.

Aus seinen Forschungen und aus den Umfrageergebnissen entwickelte Michael Gallinger zwei Szenarien für Trennungsgespräche, die er als den wichtigsten Teil der Trennungskultur ansieht.

Das zweite Szenario spiegelt anhand von Beispielen einen sehr dramatischen und unprofessionellen Verlauf von Trennungsgesprächen wider. Ein solches Vorgehen entspricht in vielen Unternehmen leider häufig der Realität. Das belegen einige der negativsten Erfahrungen der befragten Outplacement-Berater:

  • „Ein Klient kam zu spät in die Beratung. Er hatte die Autobahn-Ausfahrt verpasst, weil er soeben im Telefon gehört hatte: ‚Wundere dich nicht. Deine Stelle steht morgen in der Zeitung.‘“
  • „Ein Gekündigter erschien mit einer Waffe in der Nachtschicht bei den alten Kollegen und drohte sie zu ermorden.“
  • „Eine Führungskraft berichtete, im Trennungsgespräch habe sich der Mitarbeiter aus dem Fenster gestürzt.“

Das erste Szenario schildert hingegen ein idealtypisches Trennungsgespräch, so wie es sein sollte, das unter anderem die folgenden Kriterien erfüllt:

• Angenehme und störungsfreie Atmosphäre

• Klare und begründete Übermittlung der Trennungsentscheidung

• Wertschätzende Kommunikation

• Angebot professioneller Hilfe zur beruflichen Neuorientierung für den Betroffenen

Zu dem Szenario des makellosen Trennungsgesprächs passen dann auch die positivsten Erfahrungen der Teilnehmer von Gallingers Umfrage:

„Das war schwer, aber jederzeit fair!“

„Getrennte werden zu Firmenfeiern eingeladen – und kommen!“

„Die Akteure grüßen sich auch nach dem Trennungsprozedere noch und fragen mit echtem Interesse: ‚Wie geht es Ihnen, was machen Sie jetzt?‘“

Weitere wissenschaftliche Arbeiten zu Outplacement und Trennungsmanagement finden Interessierte im kürzlich erschienenen Buch „OUTPLACEMENTintern: 40 Jahre Outplacement-Beratung in Deutschland“.

Dr. Cornelia Riechers arbeitet seit 1991 als Outplacement- und Karriereberaterin. In die Lehre ging sie bei Dr. Fritz Stoebe, dem Nestor der Outplacement-Beratung in Deutschland, und entwickelte dessen Konzept weiter. Auf ihrer Website Karriere-mit-Vision.de bietet sie Beratung für Unternehmen und für Privatpersonen an. Aus ihrer langjährigen Erfahrung entstanden mehrere Bücher, unter anderem der paradoxe Bewerbungsratgeber „So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos“. Darüber hinaus machte Cornelia Riechers sich durch zahlreiche Presseveröffentlichungen zum Thema Outplacement einen Namen. Seit 2011 ist sie in unserer Redaktion für OUTPLACEMENTintern verantwortlich. Auf dieser Kolumne basiert ihr Buch „OUTPLACEMENTintern: 40 Jahre Outplacement-Beratung in Deutschland“, das sich seit Juni 2021 im Handel befindet.