Die Diskretion der Headhunter

Vor einigen Tagen erweckte ein sehr kontrovers diskutierter Beitrag auf LinkedIn meine Aufmerksamkeit und ich war doch sehr erstaunt ob der Resonanz und den Ansichten Vieler zu diesem Thema. Der Beitrag startete wie folgt:

„Liebe Headhunter und Personalberater,

wieso verratet ihr uns nicht, für welches Unternehmen ihr sucht?

Es gibt Headhunter, die mir das suchende Unternehmen nicht mal im Telefonat nennen wollten – erst, wenn ich meinen CV sende. Das klingt stark nach Datensammlung und ich habe mich gefühlt wie nur eine weitere Kandidatin auf der Liste.“

Über 18.000 Reaktionen und knapp 1000 Kommentare erhielt dieser Beitrag. Es scheint also ein Thema zu sein, dass doch eine große Anzahl von Leuten auf dem Arbeitsmarkt beschäftigt. Grund genug, es zum Thema meiner aktuellen Kolumne > Headhunting Special < zu machen. Kolumnentitel >Die Diskretion der Headhunter < aus der Sicht eines Headhunters im Bereich Executive Search.

Zunächst einmal ist auch hier zu erwähnen, dass unterschieden werden muss zwischen Personalberater und Personalvermittler. Sicherlich hat die junge Dame, die diesen Beitrag veröffentlicht hat, negative Erfahrungen mit Personalvermittlern machen müssen. Hier gibt es definitiv schwarze Schafe in der Branche, die willkürlich die CVs und Profile der Kandidaten verschicken, ohne näher auf den Auftraggeber einzugehen. Diese Vorgehensweise ist weder professionell noch seriös und erst recht nicht nachhaltig erfolgreich. Personalvermittlungen mit einem solchen Arbeitsethos schädigen dazu dem Image der Headhunter-Szene. Dennoch denke ich, dass es sich bei diesen schwarzen Schafen um negative Ausnahmefälle handelt. An dieser Stelle möchte ich gerne eine Lanze brechen, für die Personalberaterkollegen und Kolleginnen, die das gebeutelte Headhunter Image mit Ihrer professionellen und seriösen Arbeitsweise Tag für Tag aufpolieren.

Diskretion & Vertrauen

Ohne diese beiden Grundelemente würde es die Headhunter Branche, in der Form wie wir sie kennen und schätzen gelernt haben, nicht geben. Beides sind Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Headhunter. Warum vor allem auch die Diskretion dabei eine solch große Rolle spielt, möchte ich Ihnen einmal aus der Sicht eines Executive Search Beraters erläutern.

Diskretion im Executive Search

Für die SELECTEAM Deutschland GmbH, ein Full-Service-Unternehmen rund um das Thema HR Management, bin ich als Executive Search Berater auch dafür verantwortlich, den guten Ruf des Hauses der letzten 39 Jahre weiterhin aufrechtzuerhalten und aufzubauen. Wir zählen mit unserer langjährigen Firmengeschichte zu den vier ältesten HR Beratungshäusern Deutschlands. Unsere Auftraggeber erhalten demnach mit jeder Zusammenarbeit auch das Versprechen, den höchsten Ansprüchen in Sachen Professionalität, Integrität und Diskretion gerecht werden zu wollen. Die Suche im Bereich Executive Search, würde ohne Diskretion nicht funktionieren. Das gilt für alle beteiligten Parteien, also Auftraggeber, Kandidat und Headhunter. Nur durch ein vertrauensvolles Verhältnis innerhalb dieses Dreiergespanns, kann auf höchstem Niveau überempfindliche und sensible Themen kommuniziert werden.

Gründe der Diskretion

Sowohl für Auftraggeber als auch für die Kandidaten kann es Gründe geben, weshalb ein besonderer Wert auf höchste Diskretion gelegt wird.

Gründe der Auftraggeber:

• Verdeckte Nachbesetzung: Die Position ist noch besetzt und man möchte den aktuellen Stelleninhaber ersetzen, ohne dass Dieser es mitbekommt.

• Verdeckte Nachbesetzung 1: Eine signifikante Schlüsselposition soll nachbesetzt werden, ohne dass der Wettbewerb es mitbekommt.

• Erschließung neuer Geschäftsfelder: Es wird ein neues Geschäftsfeld lanciert. Der Wettbewerb soll davon keine Kenntnis erlangen.

• Abwerbung per Direktansprache: Im Executive Search werden, meist anhand einer im Vorfeld definierten Zielfirmenliste, die Top-Kandidaten vom direkten Wettbewerb abgeworben. Um hier in den ersten Gesprächen die Strategie des Auftraggebers nicht offenzulegen, hält sich der Headhunter in den Telefonaten vorerst noch bedeckt.

Gründe der Kandidaten:

• Kandidat wird vom Wettbewerber bzw. Kunden oder Lieferanten abgeworben: Dies kommt im Executive Search besonders häufig vor. Da die einzelnen Branchen teilweise sehr eng miteinander vernetzt sind, fordert der Kandidat in der weiteren Kommunikation höchste Diskretion.

• Kandidat ist selbst gut vernetzt: Es kommt auch vor, dass Kandidaten Personen aus dem Unternehmen des Auftraggebers kennen. Umso wichtiger ist hierbei der diskrete Umgang mit den Unterlagen des Kandidaten.

Fazit

Anhand dieser Beispiele wird die Wichtigkeit der Diskretion in der Branche nochmals deutlich. Eins ist aber auch klar: Bevor ein Kandidat beim Auftraggeber vorgestellt wird, sollte dieser zwingend alle relevanten Informationen erhalten und offene Fragen geklärt haben. Zu diesen Kerninformationen zählen unter anderem: Der Name des Auftraggebers, der Unternehmenssitz, die Unternehmensgröße, den Grund für die Besetzung der Position, die Gehaltsstruktur,etc.

Abschließend noch zwei Hinweise:

1. Eine seriöse Personalberatung wird einen Kandidaten nie ohne dessen schriftliche Einwilligung bei Ihrem Auftraggeber vorstellen.

2. Die renommierte Personalberatung verankert zudem eine Verschwiegenheitspflicht in Ihren Partnerverträgen. So sind sowohl Auftraggeber als auch die Kandidaten vollumfänglich abgesichert.

Andreas Glass arbeitet als Berater im Bereich Executive Search sowie Expert Search für das Unternehmen SELECTEAM Deutschland GmbH in München. Herr Glass ist in der Identifikation und Ansprache von Top Kandidaten aktiv. Die nachhaltige Besetzung von Schlüsselpositionen in der deutschen Wirtschaft steht in seinem Fokus. Sie erreichen ihn unter a.glass@selecteam.de oder telefonisch unter 089 614 65 65 0.